Was der US-Datenverlust für Europas digitale Souveränität bedeutet

Die jüngsten Ereignisse in den USA sind ein Weckruf für alle, die sich auf offene, verlässliche Dateninfrastrukturen verlassen – von Wissenschaft über Wirtschaft bis zur Zivilgesellschaft. Seit der Rückkehr der Trump-Administration werden tausende Datensätze zu Klima, Umwelt und Gesundheit von Regierungswebseiten entfernt oder in ihrer Zugänglichkeit massiv eingeschränkt. Was auf den ersten Blick wie ein technokratisches Detail erscheinen mag, ist in Wahrheit ein politisches und gesellschaftliches Erdbeben – mit globalen Folgen.

„Wenn man beginnt, Informationen zu entfernen oder irreführend darzustellen, ist das Zensur und Propaganda" – warnt der Geograph Eric Nost.


Die stille Löschung: Wie Klimadaten in den USA verschwinden

Seit Januar sind laut Medienberichten rund 2.000 Datensätze von Data.gov verschwunden, darunter Werkzeuge zur Analyse von Klimarisiken und Umweltgerechtigkeit. Besonders betroffen sind zentrale Plattformen wie die National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA), deren milliardenschwere Katastrophendatenbank nun abgeschaltet wurde – ein Verlust, der nicht nur Wissenschaftler, sondern auch Versicherungen und Unternehmen hart trifft.

Die Dimension des Verlusts ist erschreckend: Die NOAA-Datenbank dokumentierte allein von 1980 bis 2024 über 400 Extremwetterereignisse mit Schäden von fast drei Billionen Dollar – eine unverzichtbare Grundlage für Risikomodelle, Forschung und politische Entscheidungen.

Doch es geht nicht nur um Zahlen: Mit dem Verschwinden dieser Daten wird auch die Grundlage für demokratische Kontrolle, gesellschaftliche Debatte und wissenschaftlichen Fortschritt ausgehöhlt. Besonders für marginalisierte und von Umweltbelastungen betroffene Communities bedeutet der Datenverlust einen Verlust an Sichtbarkeit und Handlungsfähigkeit. Wolfgang zu Castell, Direktor des Department Geoinformationen am GFZ Helmholtz-Zentrum, betont:

„Fällt ein Partner wie die NOAA aus, entstehen buchstäblich ‚Löcher auf der Karte‘ – Lücken in globalen Messnetzen, auf die Klimamodelle angewiesen sind.“


Datenrettung als Widerstand: Die "Data Rescue"-Bewegung

Die US-amerikanische Zivilgesellschaft reagierte mit bemerkenswerter Geschwindigkeit und Kreativität. Bereits 2016/17, beim ersten „Data Rescue"-Schock, organisierten Wissenschaftler, Bibliothekare und Aktivisten landesweite Aktionen, um gefährdete Datensätze zu sichern.

Heute arbeiten verschiedene Organisationen mit Hochdruck an der Datenrettung:

  • Environmental Data & Governance Initiative (EDGI)
  • Open Environmental Data Project (OEDP)
  • Internet Archive
  • End-of-Term Web Archive

Auch mehrere deutsche Forschungseinrichtungen erstellen derzeit Sicherungskopien besonders gefährdeter US-Datenbestände. Die Helmholtz-Zentren für Umweltforschung (UFZ), Ozeanforschung (GEOMAR), Geoforschung (GFZ), Polar- und Meeresforschung (AWI) sowie das Deutsche Klimarechenzentrum koordinieren gemeinsame technische Lösungen – bereits im Umfang von mehreren Hundert Terabyte.

Darüber hinaus hat das Bundesforschungsministerium die Allianz der Wissenschaftsorganisationen gebeten, mögliche Abhängigkeiten der deutschen Forschungslandschaft von US-Daten zu evaluieren – eine entsprechende Prüfung läuft bereits.

Trotz dieser Erfolge bleibt die Lage prekär: Datenrettung ist oft ein Wettlauf gegen die Zeit, und nicht alle Daten lassen sich vollständig oder in brauchbarer Form sichern. Die eigentliche Gefahr liegt jedoch in der schleichenden Erosion durch Budgetkürzungen, technische Vernachlässigung und subtile Änderungen in der Datendarstellung.

Die Trump-Regierung ist diesmal deutlich besser vorbereitet und geht schneller und gezielter gegen die Wissenschaft vor. Das betrifft ganz massiv die Bereiche Umwelt, Gesundheit und Klima - findet aber überall statt.


Digitale Wissensschätze: Politisch, verletzlich, unverzichtbar

Die US-Erfahrung zeigt eindeutig: Öffentliche Dateninfrastrukturen sind nicht neutral. Sie sind politisch, verletzlich und abhängig von gesellschaftlichem Willen sowie technischer und institutioneller Resilienz. Wer Zugang, Integrität und Verfügbarkeit von Daten kontrolliert, beeinflusst auch, was wir über die Welt wissen – und wie wir handeln können.

Für Europa ist das eine klare Mahnung: Auch hier sind digitale Wissensschätze nicht selbstverständlich. Die Abhängigkeit von außereuropäischen Plattformen, Cloud-Anbietern und proprietären Technologien birgt erhebliche Risiken – nicht nur für Datenschutz und Wettbewerbsfähigkeit, sondern für die gesamte gesellschaftliche Innovationskraft.

"Vor dem Hintergrund der aktuellen geopolitischen Entwicklungen erscheint es zumindest kritisch, dass die Verantwortung für viele Datensysteme und -banken nicht in Europa bzw. Deutschland liegt." (Fraunhofer-Gesellschaft)


Datensouveränität: Mehr als ein Schlagwort

Europäische Datensouveränität ist keine abstrakte Vision, sondern eine konkrete Notwendigkeit. Sie bedeutet, dass Staaten, Unternehmen und Individuen die Kontrolle über ihre Daten behalten – darüber, wo sie gespeichert, wie sie verarbeitet und wer darauf zugreifen kann.

Ein konkretes Beispiel: Der US CLOUD Act erlaubt US-Behörden Zugriff auf Daten, die bei US-Anbietern lagern – auch wenn diese physisch in Europa gespeichert sind. Das untergräbt europäische Datenschutzstandards und das Vertrauen in transatlantische Technologiepartnerschaften.

Was echte Datensouveränität erfordert:
  • Kontrolle über Speicherorte: Daten müssen in europäischen Rechenzentren gespeichert werden, die europäischen Gesetzen und Standards unterliegen.
  • Transparente, nachvollziehbare Technologien: Offene Standards und Open-Source-Lösungen ermöglichen Kontrolle, Anpassbarkeit und Vertrauen.
  • Unabhängigkeit von außereuropäischen Plattformen: Nur so lässt sich verhindern, dass externe politische oder wirtschaftliche Interessen den Zugang zu kritischen Daten bestimmen.


Europas Antwort: Erste Schritte und Initiativen

Die EU hat bereits reagiert: Mit Initiativen wie dem Data Act, der DSGVO und Projekten wie Gaia-X wird die digitale Souveränität gestärkt. Ziel ist eine föderierte, offene Dateninfrastruktur, die auf europäischen Werten, Standards und Transparenz basiert – und Innovation wie Wettbewerb fördert, ohne externe Abhängigkeiten.

Projekte wie das Copernicus Climate Change Service (C3S) zeigen bereits, wie durch internationale Kooperation und gezielte Datenrettung historische Klimadaten bewahrt und zugänglich gemacht werden können.


Zero-Loss Datenlösungen: Ein konkreter Lösungsansatz

Die Sicherung digitaler Wissensschätze erfordert nicht nur politische, sondern auch technologische Lösungen. Hier kommen spezialisierte Anbieter wie FAST LTA ins Spiel, die mit ihren Zero-Loss Datenlösungen genau jene Anforderungen adressieren, die für eine souveräne und nachhaltige Datenspeicherung entscheidend sind:

5 Kernmerkmale der Zero-Loss Datenlösungen:
  1. Garantierter Schutz vor Datenverlust: Systeme sind darauf ausgelegt, dass kein Datenverlust auftreten kann – selbst bei Hardware-Defekten, Cyber-Attacken oder menschlichen Fehlern.
  2. Revisionssichere und DSGVO-konforme Archivierung: Zertifizierte Systeme erfüllen alle regulatorischen Anforderungen für langfristige Rechtssicherheit.
  3. Unabhängigkeit und Kontrolle: „Made in Germany"-Lösungen mit Betrieb in europäischen Rechenzentren und vollständiger Kontrolle über Speicherorte.
  4. Schutz vor Ransomware: Kombination aus physischer Trennung (Air Gap), hardwarebasierter Unveränderbarkeit und intelligentem Monitoring.
  5. Langfristige Wartbarkeit: Wartungsverträge mit bis zu zehn Jahren Laufzeit und automatische Migration auf neue Hardware.


Fazit: Der Weg zu einer resilienten Dateninfrastruktur

Die aktuellen Entwicklungen in den USA zeigen schmerzhaft, wie schnell digitale Wissensschätze gefährdet werden können. Die deutschen Rettungsaktionen der Helmholtz-Zentren und die laufende Evaluierung von Datenabhängigkeiten durch das Bundesforschungsministerium machen deutlich: Europa muss jetzt handeln.

Europäische Datensouveränität ist kein Luxus, sondern eine Voraussetzung für:

  • Demokratische Kontrolle und Transparenz
  • Wissenschaftlichen Fortschritt und Innovation
  • Gesellschaftliche Resilienz und Handlungsfähigkeit

Die zentrale Frage bleibt: Wie schaffen wir es, Europas digitale Wissensschätze dauerhaft und unabhängig zu schützen – vor technischen Risiken ebenso wie vor politischem Einfluss?

Die Antwort liegt in der konsequenten Umsetzung souveräner Technologien, die langfristige Sicherheit, Rechtskonformität und Innovationsfähigkeit verbinden. Die Zeit zu handeln ist jetzt – bevor auch bei uns wertvolles Wissen unwiederbringlich verschwindet.


Quellen: